Buchbeitrag: Wie Optionen für Frauen in Deutschland begrenzt sindEinblicke des Capability-Ansatzes von Ortrud Leßmann
20. April 2020
Foto: Tom Hermans @ unsplash
In dem von Regina-Maria Dackweiler, Alexandra Rau und Reinhild Schäfer herausgegebenen Sammelband Frauen und Armut - Feministische Perspektiven hat Verbundmitglied Ortrud Leßmann in einem Beitrag aus der Perspektive des Capability-Ansatzes den Blick auf die Optionen für Frauen gelenkt.
Zusammenfassung des Beitrags
In ihrem Beitrag schlägt Ortrud Leßmann vor, Armut als eingeschränkten Handlungsspielraum zu verstehen. Das Einkommen sieht sie als wichtiges Mittel an, um ein gutes Leben zu führen, rückt jedoch andere Bedingungen stärker in den Blick: Welche Möglichkeiten zur Einkommenserzielung bestehen? Wovon hängen die ab? Wer entscheidet über die Einkommensverwendung? Sind Entscheidungen reversibel oder nicht? Und schließlich: Was ist ein gutes Leben?
Ein gutes Leben ist nach dem Capability-Ansatz eines, das die jeweilige Person aus guten Gründen schätzt. So bezieht der Capability-Ansatz eine dezidiert normative ethische Position. Menschen sind Handelnde – und genau dann, wenn sie darin beschränkt sind, ist von Armut zu sprechen. Handlungsfreiheit kann durch viele Faktoren eingeschränkt werden. Ein geringes Einkommen ist nur ein solcher Faktor. Andere Faktoren wie beispielsweise Geschlechterstereotype, die eine Schwangerschaft als unvereinbar mit einer Führungsrolle im Beruf ansehen, und dazu führen, dass Frauen von ihren Führungsaufgaben in Unternehmen entbunden werden, sobald sie ihre Schwangerschaft bekannt geben, schränken die Handlungsfreiheit ebenso ein. Deshalb definiert der Capability-Ansatz Armut als Mangel an Verwirklichungschancen, d.h. als Mangel an Optionen.
Ziel dieses Beitrags ist zu zeigen, dass die Konzeption von Armut als eingeschränktem Handlungsspielraum besonders geeignet ist, die Situation von Frauen zu analysieren und Armut von Frauen in Deutschland zu charaktierisieren. Dazu führt er kurz in den Capability-Ansatz mit Blick auf Frauen ein und stellt dann etwas detaillierter die Konzeption des capability-set als eingeschränktem Handlungsspielraum bei Sen vor. Diese Konzeption wird im Anschluss mittels empirischen Befunden zur Situation von Frauen in Deutschland illustriert, um im Fazit die Besonderheiten dieser Perspektive kurz zusammenzufassen.
Weitere Informationen:
- Link zur Verlagsseite
- erschienen bei Barbara Budrich in der REihe Geschlchterforschung für die Praxis, April 2020, ISBN: 978-3-8474-2203-7